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Ist es zu spät für einen “Diabetes & Weihnachten” Artikel?

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Nö, ich denke nicht. Weihnachten findet ja jedes Jahr statt. Für den einen oder anderen auch immer wieder ganz überraschend. So überraschend, dass man am Tag vor Heiligabend noch durch die Geschäfte jagt, und verzweifelt nach einem passenden Geschenk für Opi, Mutti, Partner oder den besten Kumpel sucht. Hier nur als kleine Erinnerung für all die, die sich gerade angesprochen fühlen: Weihnachten findet auch 2020 wieder am 24. Dezember statt! 

Also, wie ist dann nun mit Weihnachten und Diabetes?

Schon Tage, wenn nicht sogar Wochen vorher, hat es sich eingebürgert in den sozialen Medien schon mal ordentlich Panik zu machen und die diabetische Apokalypse anzukündigen. Weihnachten (wahlweise auch Pizza, Pasta oder Sushi), der Endgegner für den Blutzucker. 

Für mich ist dies nur teils verständlich. Diabetes kann kompliziert sein, keine Frage. Aber das ist Diabetes nicht nur an Weihnachten. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal erwähnen, dass ich hier nur für mich persönlich sprechen kann. Auf die Therapie bezogen, auch nur für Insulinpumpen Therapie. Mir ist bewusst, dass mit einer Pen Therapie einige Dinge nicht ganz so einfach zu managen sind, wie mit einer Insulinpumpe (temporäre Basalratenanpassung, verzögerter Bolus…).

Ungewohntes Essverhalten 

“Die Blutzucker Hölle beginnt”, “Weihnachten versaut mir meinen HbA1c”…liest man auf den üblich verdächtigen Kanälen. Jip, Weihnachten esse ich mehr als gewöhnlich, trinke mehr als gewöhnlich, esse unregelmäßiger als gewöhnlich und esse fettiger (hier lobe ich mir den verzögerten Bolus der Insulinpumpe) als gewöhnlich. Aber das muss Weihnachten noch lange nicht zu einem Endgegner für den Blutzucker machen! Und: es ist Weihnachten! Da sind mir andere Dinge weitaus wichtiger, als dem Diabetes mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als er eh schon beansprucht. 

Diabetes und Weihnachten

Diabetes bedeutet kontinuierliches Lernen

Ich habe es sicher schon oft genug geschrieben, aber Diabetes bedeutet kontinuierliches  Lernen. In meinen ersten Diabetes Jahren waren Fett Protein Einheiten für mich ein Fremdwort, ich hatte wenig Dexcom Auswertunggenaue Kenntnisse über die Wirkdauer meines Insulins und Begriffe wie Insulin Stacking hatte ich noch nie zuvor gehört (Hallelujah, bitte nutzt einen Bolus Rechner!) Von daher ist es auch überhaupt nicht schlimm, wenn die Werte an Weihnachten mal außer Kontrolle geraten. Denn, auch wenn ich mich wiederhole: Diabetes bedeutet kontinuierliches Lernen. 

Leider wird die “Panik” vor Weihnachten auch heute  immer noch von vielen Diabetes Beratern/innen vermittelt bzw. unterstützt. Oder es wird einfach gesagt “Nach Weihnachten ist das Chaos eh wieder vorbei.” anstatt mal intensiv (und vor allem nach aktuellen Therapiestandards) zu schulen und Mut zu machen, dass das Weihnachtsmenü, die vielen Kekse zwischendurch, der fette Braten und der zuckersüße Glühwein (hier bin ich selber auch noch am üben) eben nicht in einem Desaster für den Blutzucker enden müssen. SEA, Insulin Stacking, FPE, Insulin Wirkdauer, verlängerter Bolus, Split Bolus…ihr wisst schon. 

Probleme hausgemacht? 

Nein. Zumindest nicht alle. Aber dennoch einige. Schließe ich mich selbst nicht aus. So war z.B. auf Instagram über die Weihnachtstage ein Foto zu sehen, auf dem ein Berg Kroketten abgebildet war. Und mit Berg meine ich Berg. Dazu wurde im Text geschrieben, dass man danach bei über 300 mg/dl gelandet sei und der Berg an Kartoffelmus mit Panade mit circa 20 Gramm Kohlenhydraten geschätzt wurde. 20 Gramm Kohlenhydrate für einen Berg Kroketten!!! Sorry, selbst wenn man die Verpackung nicht zur Hand hat, kann man doch mal kurz im Internet gucken, wieviel KH Kroketten durchschnittlich haben. Auf den freundlichen Hinweis, dass die Kohlenhydrate vielleicht etwas zu gering geschätzt wurden, gab es eine unfreundliche/ patzige Antwort. Man habe die Kroketten schon immer so geschätzt, der Grund für den hohen Blutzucker müsse woanders liegen. Tja, was soll man da noch sagen…!? Ich biete immer gern meine Hilfe an, muss aber immer häufiger feststellen, dass vieles sehr festgefahren ist und die Bereitschaft etwas zu lernen und Tipps anzunehmen nicht unbedingt auf Zuspruch trifft. Schließlich habe man es ja schon immer so gemacht. Ich persönlich bin auch heute nach 30 Jahren Diabetes noch froh über jeden Tipp, der mir irgendwie hilft den Diabetes Alltag zu vereinfachen. 

Ich schließe den Artikel mit einem Zitat von meinem Dia Buddy Chris, besser als der Grumpy Pumper bekannt, ab. Denn ich finde es passt hier sehr gut hin: 

At Christmas as on any day of my life now, I don’t associate diabetes with enjoyment of food. If I did, then I would be allowing diabetes to rule my life, instead of me managing my life with diabetes.

 

(Veröffentlicht auf dem Blog der Internationalen Diabetes Federation (IDF), Dez. 2019)


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